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Was Künstliche Intelligenz für Inklusion bedeutet

Kann KI gesellschaftliche Teilhabe fördern und Menschen mit Behinderung unterstützen?
Von barrierefreier Routenplanung bis zu Übersetzungen in Einfache Sprache: Künstliche Intelligenz kann Menschen mit Behinderung im Alltag unterstützen. Falsch eingesetzt kann sie aber auch zu Diskriminierung und Ausgrenzung führen. Wir erklären, wie Künstliche Intelligenz und Inklusion zusammenhängen – und was es braucht, damit KI wirklich inklusiv ist.

Was ist Künstliche Intelligenz (KI)?

Künstliche Intelligenz sind Computerprogramme, die menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken oder Kreativität nachahmen können. Schon in den 1950er Jahren haben Forschende versucht, solche Programme zu entwickeln. Seitdem hat sich die Technologie stark weiterentwickelt. 

Heute kann KI riesige Datenmengen verarbeiten: Texte, Bilder oder Audiodateien zum Beispiel. Dabei erkennt sie Muster und lernt daraus. Diese Methode nennt sich auch maschinelles Lernen. Computer lernen nämlich, eigenständig Probleme zu lösen oder kreative Aufgaben zu erledigen.

Warum reden alle über Künstliche Intelligenz?

Im Dezember 2022 veröffentlichte das amerikanische Unternehmen OpenAI das Programm ChatGPT - einen so genannten Chatbot. Dank extrem leistungsfähiger Computer und riesiger Datenmengen, können sich Programme wie ChatGPT in normaler Sprache mit Menschen austauschen. Das heißt, sie verstehen nicht nur Code, sondern normale Wörter und können auch damit antworten. Auf Befehl können sie außerdem verschiedene Aufgaben erledigen: Texte und Bilder erstellen oder Informationen zusammenfassen, zum Beispiel. Solche Programme basieren auf sogenannten generativen KI-Modellen. Sie sind vielseitig einsetzbar und leistungsstark. 

Viele Menschen sind davon überzeugt, dass ihr Einsatz unser Leben in vielen Bereichen verändern wird. Wie wir arbeiten oder lernen zum Beispiel. Auch für Inklusion gibt es große Hoffnungen: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderung besser am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Generative-KI ist eine Form von Künstlicher Intelligenz. Sie basiert auf sogenannten großen Sprachmodellen (Large Language Models). Sie werden mit großen Datenmengen trainiert – Texte, Bilder, Videos oder Audios zum Beispiel. Sie lernen, in diesen Daten Muster zu erkennen. So können die Modelle zum Beispiel Bilder von Hunden oder bestimmte Wörter wiedererkennen. Je mehr die Modelle aus ihren Daten lernen, desto mehr Inhalte können sie auf Befehl eigenständig produzieren. Weil die Modelle so viele unterschiedliche Daten verarbeiten können, können sie in ganz verschiedenen Bereichen eingesetzt werden: Der Medizin, der Bildung, im Verkehr oder der Inklusionsarbeit zum Beispiel. Bekannte Sprachmodelle sind zum Beispiel Mistral, LLAMA (Meta), Google Gemini, Claude (Anthropic) oder die GPT-Modelle (OpenAI). 
Ein Chatbot ist ein Computerprogramm, das mithilfe von generativen KI-Modellen funktioniert. Chatbots können Befehle in menschlicher Sprache erkennen (so genannte Prompts) und eigenständig bestimmte Aufgaben lösen: Texte erstellen und überarbeiten oder große Mengen an Informationen auswerten und zusammenfassen, zum Beispiel. Bekannte Chatbots sind LeChat (Mistral), Perplexity.ai , Copilot , ChatGPT  oder You.com .

Wie hängen Künstliche Intelligenz und Inklusion zusammen?

Moderne KI-Programme lassen sich an die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen anpassen. Richtig eingesetzt, können sie zum Beispiel im Alltag oder im Beruf unterstützen und so gesellschaftliche Teilhabe fördern.

Wichtig ist: Schon bei der Entwicklung von KI-Programmen sollten die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden. Teilhabe sollte idealerweise von Beginn an stattfinden, zumindest aber sollten individuelle Bedürfnisse abgefragt werden. Auch die Entwickler*innen sollten lernen, worauf man achten kann, um Künstliche Intelligenz inklusiv zu gestalten. Das ist wichtig, damit Programme entstehen, die für alle zugänglich sind. Menschen mit Behinderung sollten sich nicht daran anpassen müssen, wie Technik funktioniert. Digitale Inklusion heißt, dass Technik für alle zugänglich ist. 

Wer digitale Werkzeuge nicht nutzen kann, wird im Alltag häufig  ausgeschlossen. Viele beliebte KI-Programme sind heute noch nicht barrierefrei. Und das obwohl Chatbots wie ChatGPT jeden Tag von mehreren Millionen Nutzer*innen genutzt werden. Sie kennen die Regeln für Einfache Sprache nicht, funktionieren nicht mit Screenreadern oder können Menschen mit eingeschränkten Sprachfähigkeiten nicht richtig verstehen.  

Wie kann KI Menschen mit Behinderung unterstützen?

Trotz der Barrieren in vielen KI-Programmen, gibt es auch schon viele positive Beispiele dafür, wie Künstliche Intelligenz Inklusion fördern kann:

  • Mit Programmen wie BeMyAI   oder EnvisionAI können sich blinde oder sehbehinderte Menschen Handyfotos beschreiben lassen und einem Chatbot Fragen dazu stellen. So kann die Umgebung unabhängiger erkundet werden. 
  • KI-Assistenten können Inhalte automatisch in leichte Sprache übersetzen und so Informationen besser zugänglich machen –  digitale Beratungsangebote zum Beispiel. 
  • Werkzeuge wie AccessMap helfen bei der barrierefreien Routenplanung. Sie unterstützen Menschen mit Behinderung dabei, sich im öffentlichen Raum zu bewegen. 
  • Das Start-up Mentra unterstützt neurodiverse Menschen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz bei der Suche nach einem passenden Job. 
  • Auch Netflix nutzt Künstliche Intelligenz für die Barrierefreiheit: immer mehr Filme und Serien haben KI-generierte Audiodeskriptionen

Was ist wichtig, wenn wir KI für Inklusion einsetzen?

Künstliche Intelligenz kann Teilhabe fördern. Aber: Sie ist kein Ersatz für unser Engagement für eine inklusive, vielfältige Gesellschaft. Keine Frage: Eine App, die dabei hilft, eine barrierefreie Route zu planen, ist toll. Trotzdem müssen wir uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass Straßen, Gehwege oder Bahnhöfe barrierefrei gestaltet werden. 

Künstliche Intelligenz ist also kein Allheilmittel für mangelnde Inklusion. Und: Sie kann Fehler machen. Wenn sie falsch oder fahrlässig eingesetzt wird, kann sie Schaden anrichten. Im schlimmsten Fall entstehen neue Barrieren – und Menschen werden diskriminiert und ausgeschlossen, statt unterstützt. Zum Beispiel, wenn KI-Systeme in Bewerbungsverfahren Menschen mit Behinderung benachteiligen oder Chatbots Vorurteile reproduzieren.    

Künstliche Intelligenz bietet große Chancen für die Inklusion – wenn wir sie verantwortungsvoll einsetzen. Um sie effektiv zu nutzen, müssen Barrieren abgebaut und Inklusion von Anfang an mitgedacht werden.

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