Mobbing erkennen, Rollen verstehen

Was ist Mobbing?
Mobbing ist nicht immer leicht zu erkennen und nicht jeder Streit ist Mobbing.
Wenn sich zum Beispiel zwei Freundinnen streiten, weil eine etwas gesagt hat, das die andere verletzt hat, dann ist das ein Konflikt. Sie sind auf Augen
höhe und können den Streit gemeinsam lösen.Wenn jedoch ein Schüler über Wochen wieder
holt aus gelacht, beleidigt und aus Gruppen aus ge schlossen wird, dann ist das Mobbing. Eine Person wird gezielt klein gemacht, während eine oder mehrere andere Personen die Kontrolle haben. Es besteht ein Macht ungleich gewicht und für das Mobbing-Opfer ist es schwierig, der Situation zu entkommen.Welche Folgen hat Mobbing?
Mobbing hat ernst
hafte Aus wir kungen auf die psy chische Gesund heit und das soziale Ver halten – vor allem bei den Be troffenen, aber auch bei anderen Be teilig ten.Mobbing-Opfer ziehen sich häufig zurück, verlieren das Ver
trauen in sich und andere und ent wickeln Ängste oder de pressive Ge danken. Aber auch andere spüren Folgen: Täter*innen ver lernen Mit ge fühl, Mit läufer*innen fühlen sich oft schuldig, Außen stehende oder An ge hörige erleben Hilf losig keit.Je länger Mobbing anhält, desto schwerwiegender und vielschichtiger wird die Belastung. Und auch wenn das Mobbing irgendwann endet: Die Schäden sitzen tief und die Folgen sind oft noch viele Jahre später spürbar.
Wie entsteht Mobbing?
Mobbing ist ein Gruppen
phänomen und entsteht selten nur durch eine einzelne Person. Es gibt zum Beispiel jemanden, der aktiv mobbt, aber auch andere, die mit machen, zuschauen oder mit lachen. Manche versuchen zu helfen und wieder andere halten sich komplett raus.Wer welche Rolle einnimmt, ist nicht immer eindeutig. Eine Person, die heute gemobbt wird, kann morgen selbst andere verletzen. Es ist auch möglich, die Rolle bewusst zu wechseln, etwa indem man sich entscheidet, dem Opfer zu helfen statt weg
zu schauen. Jede Person hat also die Chance, den Mobbing kreislauf zu durch brechen.Die Rollen beim Mobbing im Überblick

Opfer von Mobbing werden wieder
holt, über längere Zeit und sys te matisch aus ge grenzt, beleidigt, bedroht oder schi ka niert – in der Schule, im Internet oder im Alltag. Das kann sehr ver letzend sein und dazu führen, dass sich die Person zurück zieht, sich schämt oder glaubt, selbst schuld zu sein. Viele sprechen nicht darüber, weil sie Angst haben, dass es dann noch schlimmer wird oder ihnen sowieso niemand glaubt.So kannst du etwas verändern:
Du bist nicht allein – und du musst das nicht allein durch
stehen. Sprich mit jemandem, dem du vertraust: Freund*innen, Lehr kräfte, Eltern oder Be ratungs stellen. Auch wenn es schwer fällt – der erste Schritt kann vieles ver ändern. Du kannst dir Hilfe holen, dich schützen und zeigen: Ich verdiene Respekt.Wenn du dich nicht traust, direkt zu reden, kannst du auch anders anfangen: Schreib deine Gedanken auf, such dir Infos oder chatte anonym mit einer Be
ratungs stelle. Jeder Schritt zählt – und du hast das Recht, dich sicher zu fühlen.
Täter*innen führen das Mobbing aktiv aus – durch Worte, Taten oder digitale Angriffe – und stacheln häufig andere an, mit
zu machen. Oft steckt dahinter der Wunsch nach An erkennung oder dem Gefühl, Kontrolle zu haben. Was dabei leicht über sehen wird: Mobbing verletzt andere tief und kann lang fristige Schäden hinter lassen.So kannst du etwas verändern:
Du hast den größten Hebel, die Situation zu verändern – und das ist eine echte Chance. Du kannst dich ent
scheiden, auf zu hören, dich ent schul digen und dich bewusst anders verhalten. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife und Stärke.Wenn du merkst, dass du andere verletzt hast, sprich mit jemandem darüber. Du kannst lernen, Konflikte anders zu lösen und trotzdem Respekt bekommen. Veränderung ist möglich – und du kannst der Grund dafür sein, dass es jemandem wieder besser geht.

Assistent*innen unter
stützen Täter*innen aktiv – zum Beispiel, indem sie Gerüchte weiter verbreiten, ver letzende Inhalte posten oder bei Aktionen mit machen. Oft passiert das, um nicht selbst zum Ziel zu werden oder um in der Gruppe dazu zu gehören. Doch dieses Ver halten trägt dazu bei, dass Mobbing sich aus breitet und für Betroffene noch be las tender wird.So kannst du etwas verändern:
Du kannst dich bewusst ent
scheiden, nicht mehr mit zu machen. Sag zum Beispiel „Da bin ich raus“ oder „Das geht zu weit“. Damit setzt du ein klares Zeichen – für dich und für andere. Du zeigst, dass du Ver ant wortung über nimmst und dich für ein faires Mit einander einsetzt.Wenn du unsicher bist, wie du dich lösen kannst, sprich mit jemandem, dem du vertraust. Auch kleine Schritte zählen: Nicht weiter
leiten, nicht kommen tieren, nicht mit machen. Du hast die Möglich keit, den Kreis lauf zu stoppen – und das ist stark.
Verstärker*innen sind nicht aktiv am Mobbing beteiligt. Sie bestätigen Täter*innen aber in ihrem Tun, zum Beispiel durch lachen, Likes oder das Teilen von Mobbing-Inhalten. Dadurch sig
nali sieren sie Zu stimmung und stabi lisieren das Mobbing, weil Täter*innen sich bestätigt fühlen und Mobbing als "ge sell schafts fähig" wahr nehmen.So kannst du etwas verändern:
Statt mit
zu lachen oder Inhalte zu teilen, kannst du dich ent scheiden, dich auf die Seite des Opfers zu stellen. Sag zum Beispiel "Lass das, das geht zu weit" oder "Das ist nicht witzig". Durch solche Aussagen merkt die betroffene Person direkt "Ich bin nicht allein". Die Täter*innen verlieren außer dem ihr "Publikum" und werden entmutigt, weiter zumachen.Du traust dich nicht, direkt in die Situation ein
zu greifen? Auch stille Signale zählen: Ein freund licher Blick, eine unter stützende Geste oder ein späteres Gespräch mit dem Opfer können Mut machen und helfen, den Mobbing kreislauf zu durch brechen.
Verteidiger*innen stellen sich auf die Seite der Opfer – manchmal laut und deutlich, manchmal leise und im Hinter
grund. Sie zeigen, dass Mobbing nicht okay ist und geben Betroffenen Rück halt und das Gefühl, in der Situation nicht allein zu sein. Verteidiger*in zu sein ist oft eine be son dere Heraus forderung: Wer sich ein mischt, riskiert selbst zur Ziel scheibe zu werden oder kann sich mit der Ver ant wortung über fordert fühlen.So kannst du etwas verändern:
Du kannst Betroffene direkt unter
stützen – durch Worte, Gesten oder indem du sie zu einer Ver trauens person be glei test. Auch wenn du nicht alles lösen kannst: Deine Haltung zählt und deine Unter stützung ver ringert den sozialen Druck auf das Opfer.Wenn du dich unsicher fühlst, hol dir selbst Unter
stützung. Sprich mit Freund*innen, Lehr kräften oder Be ratungs stellen. Du musst nicht allein kämpfen – aber du kannst helfen, die Situation zum Guten zu ver ändern.
Außenstehende bemerken, dass etwas nicht stimmt. Das kann in der Schule sein, im Chat oder auf Social Media. Sie sind nicht direkt be teiligt, greifen aber auch nicht ein, oft aus Un sicher heit, Angst oder weil sie glauben, es sei „nicht ihr Problem“. Doch Schweigen kann Mobbing ver stärken und Betroffene fühlen sich noch einsamer.
So kannst du etwas verändern:
Auch wenn du nicht direkt beteiligt bist, kannst du helfen. Sprich mit einer Ver
trauens person aus dem Um feld des Opfers über das, was du beob achtet hast. Das können zum Beispiel Lehr kräfte, An ge hörige oder Freund*innen sein. Du kannst Betroffene auch direkt an sprechen – zum Beispiel mit „Geht’s dir gut?“ oder „Ich hab gesehen, was passiert ist – du bist nicht allein.“Wenn du dich nicht traust, direkt ein
zu greifen, kannst du trotzdem aktiv werden: Unter stütze das Opfer im Hinter grund, doku mentiere Vorfälle oder hol dir Rat. Du bist nicht macht los und dein Handeln kann den Unter schied machen.Sind AußenBystander?
stehende das gleiche wie- Außenstehende gehören zur Gruppe, in der das Mobbing passiert. Sie kennen die be teiligten Personen meistens und wissen vielleicht, was vorher passiert ist. Ein Beispiel wäre eine Aufsichts person auf dem Schul hof. Sie sieht, dass jemand gemobbt wird, greift aber nicht ein.
- Bystander sind Menschen, die zufällig dabei sind und die Be teiligten in der Regel nicht kennen. Sie wissen nichts über die Vor geschich te. Ein Beispiel wäre eine Rei nigungs kraft in der Schule, die eine Mobbing situation beob achtet, aber die Schüler*innen nicht kennt und deshalb nicht eingreift.
Aber ganz egal ob AußenBystander: Dein Handeln kann einen Unter schied machen.
stehende oderDu bist wichtig, auch wenn du nicht dabei warst.
Angehörige wie Eltern, Geschwis
ter oder andere Bezugs personen sind oft nicht direkt dabei, wenn Mobbing passiert. Trotzdem können sie be merken, dass sich etwas ver ändert: Das Kind wird stiller, zieht sich zurück oder wirkt be drückt. Auch wenn sie keine klassische Rolle im Mobbing geschehen haben, können Ange hörige viel bewirken.Was du tun kannst:
- Beobachte aufmerksam: Ver änder ungen im Verhalten sind oft erste Hin weise.
- Sprich offen und ruhig an, was dir auffällt. Zeig, dass du da bist und zuhörst.
- Vermeide Druck: Gib Raum, ohne zu drängen.
- Hol dir Unterstützung: Lehr kräfte oder Be ratungs stellen können helfen.
- Stärke das Selbstvertrauen: Gemein same Aktivi täten, Lob und Ver ständ nis helfen, wieder Sicher heit zu gewinnen.
Detaillierte Infos dazu, was Eltern bei Mobbing tun können, findest du im Familienratgeber.