Das Wir gewinnt
Ein Mann mit Downsyndrom begrüßt einen anderen Mann freundschaftlich mit einem Faust-Gruß. Beide gehören zu einem Motorradclub.

Inklusion im Ehrenamt

In einer inklusiven Gesellschaft tragen alle Menschen gleichermaßen zur Gestaltung des Zusammenlebens bei. Freiwilliges Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil davon. Ob im Sportverein, im Tierheim, in der Nachbarschaftshilfe oder beim Umweltprojekt – überall bringen sich auch Menschen mit Behinderung mit ihren Kompetenzen ein. Lange Zeit wurden Menschen mit Behinderung vor allem als Objekte von Fürsorge betrachtet. Doch mittlerweile findet ein Paradigmenwechsel statt: Immer mehr Menschen mit Behinderung werden selbst aktiv und engagieren sich freiwillig.

Herausforderungen für inklusives Ehrenamt

Im Vergleich zu Freiwilligen ohne Behinderung müssen Menschen mit Behinderung oft zusätzliche Hürden überwinden, um sich engagieren zu können.

Ein zentrales Problem stellt die mangelnde Barrierefreiheit dar. Noch immer sind viele Orte, Veranstaltungen oder digitale Angebote nicht ausreichend zugänglich. Dennoch finden viele Menschen mit Behinderung passende Wege, sich einzubringen: etwa ein blinder Mensch in der Telefonberatung, eine Rollstuhlfahrerin, die von zu Hause aus IT-Support für eine Initiative leistet, oder ein Mann mit geistiger Behinderung, der Texte in Leichter Sprache auf Verständlichkeit prüft.

Barrieren abzubauen bleibt eine gemeinsame Herausforderung. Die Aktion Mensch bietet verschiedenen Fördermöglichkeiten für mehr Barrierefreiheit an.

Ein oft unterschätzter Aspekt dabei ist die barrierefreie Kommunikation: Informationen und Angebote sollten so gestaltet sein, dass sie von allen verstanden und genutzt werden können. Dazu gehören unter anderem Leichte Sprache, Gebärdensprache, Bildsymbole oder gut strukturierte Webseiten mit Vorlesefunktionen. Nur wenn Kommunikation inklusiv gedacht wird, können sich alle Menschen gleichberechtigt einbringen – sowohl als Engagierte als auch als Zielgruppe des Ehrenamts.

Auch das Thema Assistenz im Ehrenamt ist komplex. Laut Bundesteilhabegesetz besteht grundsätzlich ein Anspruch auf Assistenz. In der Praxis ist die Finanzierung jedoch oft schwierig, denn sie wird nur gewährt, wenn keine Freund*innen, Familienmitglieder oder Bekannte unentgeltlich helfen können. Das erschwert die Antragstellung und kann Engagement verhindern.

Eine kreative Lösung bieten sogenannte Engagement-Tandems: Dabei tun sich jeweils ein Mensch mit und ohne Behinderung zusammen, um gemeinsam freiwillig tätig zu sein – etwa bei den Maltesern in Köln oder den Special Olympics  Deutschland .

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Eine Gruppe Rollstuhlfahrer*innen mit Ballons in einer Turnhalle

Beispiele für inklusives Ehrenamt

Trotz bestehender Hürden steigt die Zahl der Menschen mit Behinderung, die sich freiwillig engagieren, stetig an. Davon profitiert die gesamte Gesellschaft: Unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten bereichern unser Zusammenleben.

Die Möglichkeiten für inklusives Engagement sind vielfältig – hier eine kleine Auswahl:

  • Menschen mit geistiger Behinderung erledigen Einkäufe für Senior*innen, gestalten Spielangebote in Kindergärten oder helfen bei der Freiwilligen Feuerwehr.
  • Menschen mit psychischer Beeinträchtigung engagieren sich als Peer-Berater*innen für andere Betroffene.
  • Menschen mit Sinnesbehinderungen bieten inklusive Museums- oder Stadtführungen an.
  • Menschen mit Mobilitätseinschränkungen setzen sich für inklusive Sportangebote oder für mehr Barrierefreiheit ein.

Beispiele aus der Förderung der Aktion Mensch

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Drei Personen stehen an einem Bienenstock. Sie tragen Imkerkleidung.

Freiwillig engagiert – unabhängig von Alter, Herkunft oder Behinderung

Manchmal engagieren sich Menschen für Personen mit Behinderung – manchmal ist es umgekehrt. Das gilt auch für andere Gruppen unserer Gesellschaft.
Senior*innen bringen sich mit ihrer Lebenserfahrung aktiv in Ehrenämter ein. Jugendliche übernehmen Verantwortung in Schülervertretungen, Vereinen, Tierheimen oder Hilfsprojekten. Und auch geflüchtete Menschen, die bereits eine Zeit lang in Deutschland leben, unterstützen andere beim Ankommen oder bei Sprachbarrieren.

Tipps für Organisationen zur inklusiven Freiwilligenarbeit

Hat deine Organisation Interesse daran, Menschen mit Behinderung als Freiwillige zu gewinnen, ist sich aber noch unsicher oder hat offene Fragen? Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) hat umfassende Informationen für Einsatzstellen und Freiwilligenagenturen zum inklusiven Ehrenamt zusammengestellt. Neben grundlegenden Hinweisen finden sich dort auch praktische Tipps zum Umgang sowie zur Haltung in der Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung. Organisationen erfahren außerdem, wie sie ihre Öffentlichkeitsarbeit inklusiver und barrierefreier gestalten und rechtliche Fragen klären können. 

Weiterführende Informationen

  • Auf der barrierefreien Engagement-Plattform der Aktion Mensch findest du ein Ehrenamt, das zu dir passt – mit oder ohne Behinderung.
  • Die Freiwilligen-Agentur Halle hat eine Broschüre zum Engagement von Menschen mit Behinderung veröffentlicht.
  • Auf der Seite der die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) kannst du nach Freiwilligenagenturen aus ganz Deutschland recherchieren.
  • Die Diakonie Hamburg hat Erfahrungen aus einem Modellprojekt zum Engagement von Menschen mit Behinderung in einem Praxisleitfaden zusammen gestellt. Die Materialien sind nicht nur nützlich für Engagierte mit Behinderung, sondern auch für Vereine und Initiativen, die Unterstützer*innen mit Behinderung gewinnen möchten. 

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