Helena Körnig - Digitale Senioren
Mein Engagement begann mit einer simplen Google-Suche. Ich wollte mich ehrenamtlich einbringen und etwas tun, das Sinn stiftet. Gefunden habe ich das Projekt „Digitale Senioren“ in Weimar. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte.
Die Initiative entstand während der Corona-Zeit. Viele ältere Menschen waren plötzlich isoliert. Sie hatten das dringende Bedürfnis nach Kontakt – aber für die neuen digitalen Kommunikationswege fehlte ihnen das technische Know-how. Monika Brühl, selbst Rentnerin in Weimar, erkannte das Problem: Wer keine Ahnung von Smartphones, Tablets oder Videotelefonie hatte, war plötzlich völlig abgeschnitten. Also gründete sie eine Art „digitale Nachhilfe“ für Senioren – anfangs in kleinem Rahmen, später in Kooperation mit der Bürgerstiftung Weimar als regelmäßiges Mediencafé.
Mediencafé mit entspannter Atmosphäre
Im Mediencafé, das in einem Raum der Volkshochschule stattfindet, treffen sich heute regelmäßig Senior*innen, um in entspannter Atmosphäre Fragen zu ihren Geräten zu stellen. Hier helfe ich mit.
Ich habe bei Monika Brühl eine Fortbildung zum Mediencoach gemacht, um das Projekt unterstützen zu können. Seitdem bin ich zwei Mal pro Monat als Mediencoach, im Mediencafé oder bei Workshops, dabei, für jeweils zwei bis drei Stunden. Wir zeigen zum Beispiel, wie man am Handy E-Mails schreibt, Fotos löscht oder Apps installiert. Die Atmosphäre ist locker, oft bei einer Tasse Kaffee und ein paar Keksen.
Ich bin 21 Jahre alt und nutze Handys schon seit ich elf oder zwölf bin. Mir macht es richtig Spaß, mein Wissen weiterzugeben. Ich merke, wie viel das den älteren Menschen gibt – und mir selbst auch. Man spürt, dass die Senior*innen einmal genauso jung waren wie ich. Und dass sie das tief im Inneren im Grunde immer noch sind.
Neben meiner Arbeit im Mediencafé unterstütze ich die Bürgerstiftung auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Ich mache Fotos bei Veranstaltungen, drehe kurze Videos und schreibe Beiträge. Schon lange hatte ich den Wunsch, journalistisch zu arbeiten und hier habe ich die Chance, das zu tun.
Vor zwei Jahren habe ich mein Abitur gemacht. Danach war ich reisen, habe gejobbt und Praktika absolviert. Aber ein Ehrenamt wollte ich auch schon immer übernehmen. Ich habe einiges ausprobiert und mich beraten lassen. Ich konnte selbst entscheiden, wie viel Zeit ich einbringen möchte und was ich mache.
Im Herbst endet meine Zeit in Weimar vorerst. Ich ziehe weg, um ein Studium in Internationaler Betriebswirtschaftslehre zu beginnen. Aber eins ist sicher: Das war nicht mein letzter Einsatz im Ehrenamt!