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Förderung Medienkompetenz – Kinder und Jugendliche stark machen für den digitalen Alltag

Digitale Medien sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Die Fähigkeit, mit diesen Medien kompetent umzugehen, wird damit zur Schlüsselkompetenz. Erfahren Sie mehr zum Thema Medienkompetenz, welche Herausforderungen gibt es im Umgang mit digitalen Medien gibt und was digitale Teilhabe damit zu tun hat.

Warum Medienkompetenz heute unverzichtbar ist

Morgens ein kurzer Blick in den Klassen-Chat, mittags Hausaufgaben-Recherche mit Google und ChatGPT, danach mit Freund*innen die neusten Social Media Trends verfolgen und zum Einschlafen ein paar YouTube-Clips – digitale Medien spielen im Alltag von Kindern und Jugendlichen eine große Rolle. Sie beeinflussen ihre Kommunikation, Informationsbeschaffung und Freizeitgestaltung. Ein kompetenter Umgang mit dem vielfältigen Medienangebot ist die Grundlage dafür, dass sich Kinder und Jugendliche verantwortungsvoll und selbstbewusst in der digitalen Welt bewegen, Risiken erkennen und Chancen sicher nutzen können.

Was bedeutet Medienkompetenz?

Der Begriff Medienkompetenz beschreibt die Fähigkeit, digitale und analoge Medien sachkundig und kritisch zu nutzen und kreativ zu gestalten. Dazu zählen unter anderem ein sinnvoller und reflektierter Umgang mit Informationen, das Wissen um Desinformation und Risiken im Netz sowie der bewusste Schutz der eigenen Privatsphäre, etwa in den Sozialen Medien.

Dimensionen der Medienkompetenz nach Baacke

Der Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke hat vier Dimensionen der Medienkompetenz geprägt:

  • Medienkritik (reflektierte Bewertung von Medieninhalten), 
  • Medienkunde (Wissen über Medien und ihre Funktionsweise), 
  • Mediennutzung (kompetente Anwendung von Medien) und 
  • Mediengestaltung (kreative und produktive Nutzung von Medien).

Diese Dimensionen fördern ein umfassendes Verständnis und eine verantwortungsvolle Nutzung von Medien.

 

Dieter Baacke-Preis

Der Dieter Baacke Preis ist eine bundesweite Auszeichnung, die herausragende medienpädagogische Projekte würdigt. Der Preis wird in sechs Kategorien verliehen, die verschiedene Altersgruppen, interkulturelle und inklusive Projekte sowie Netzwerkprojekte umfassen. Ziel ist die Förderung von Projekten, die Kindern, Jugendlichen und Familien einen kreativen und kritischen Umgang mit Medien vermitteln und ihre Medienkompetenz stärken.

Digitale Realität von Kindern und Jugendlichen

Medien sind ein fester Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen – in der Schule, in der Freizeit und im Austausch mit ihren Freund*innen. Aktuelle Studien belegen den hohen Stellenwert und Einfluss, den insbesondere digitale Medien im Alltag ausmachen. Die JIM-Studie 2024 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) zeigt, dass

  • 93 % aller Jugendlichen zwischen 12 und 19 ein eigenes Smartphone besitzen,
  • neun von zehn Jugendlichen täglich im Internet unterwegs sind,
  • Jugendliche im Schnitt 201 täglich Minuten online verbringen

Und obwohl 53 % der Kinder und Jugendlichen angeben, auch hin und wieder Zeit offline und ohne Handy zu genießen, sind digitale Medien aus ihrer Lebenswelt nicht wegzudenken.

 

Herausforderungen beim Umgang mit digitalen Medien durch Kinder und Jugendliche

Obwohl junge Menschen häufig als „Digital Natives“ bezeichnet werden, fehlt es vielen an grundlegender Medienkompetenz. Denn dass Kinder und Jugendliche mit digitalen Geräten und Angeboten umzugehen wissen, heißt noch nicht, dass sie diese auch verantwortungsvoll, kritisch und souverän einsetzen können.
Zu den besonderen Herausforderungen im Umgang digitalen Medien zählen:

  • Exzessive Mediennutzung: Kinder und Jugendliche verlieren sich in Videoplattformen oder Games und verbringen wesentlich mehr Zeit online als geplant
  • Cyber-Mobbing: Immer mehr junge Menschen erleben Mobbing in den Sozialen Medien. Sie werden dort gezielt von Einzelnen oder Gruppen beleidigt und erniedrigt.
  • Fehlende Privatsphäre: Viele Kinder und Jugendliche wissen nicht, wie sie persönliche Daten schützen können oder geben von sich aus private Informationen preis.
  • Medieninhalte ohne Altersfilter: Brutale, sexualisierte oder anderweitig ungeeignete Inhalte sind oft nur einen Klick entfernt.
  • Unreflektierter Konsum: Werbung, Fake News und Social Media-Trends werden selten hinterfragt.

Cyber-Mobbing

Cyber-Mobbing beschreibt eine spezielle Form des Mobbings im Internet. Die Folgen für Betroffene sind oft verheerend. Erfahren Sie in unserem Familienratgeber mehr darüber, was Cyber-Mobbing so gefährlich macht, und was Sie dagegen tun können.

Medienerziehung in der Schule

Auch Schulen stehen vor großen Herausforderungen. Sie haben die Aufgabe, Medienkompetenz zu fördern, doch noch immer scheitert es häufig an grundlegenden Voraussetzungen wie

  • einer angemessenen technischen Ausstattung und digitalen Infrastrukturen,
  • Lehrkräften, die im Bereich digitaler Bildung geschult sind,
  • einer einheitlichen Verankerung der Medienbildung im Lehrplan,
  • klaren Verantwortlichkeiten zwischen Schule, Elternhaus und Bildungspolitik.

Die konkrete Ausgestaltung hängt daher zumeist stark von den unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Ressourcen sowie dem Engagement einzelner Lehrkräfte ab. 

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz?

Die Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz verändern unsere Lebenswelt zurzeit tiefgreifend. Neben vielen positiven Möglichkeiten und Chancen wird dabei eine kritische Auseinandersetzung mit verfügbaren Informationen immer wichtiger. Künstliche Intelligenzen halluzinieren und generieren auf diese Weise Falschinformationen, Stereotype und Vorurteile werden ungefiltert weiterverbreitet und Deepfakes manipulieren Fotos oder Videos so professionell, dass sie kaum noch als Täuschung enttarnt werden können.

Auch In der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen sind diese Veränderungen in Rekordzeit angekommen. 62 % der Jugendlichen geben an, KI-Anwendungen wie ChatGPT zu nutzen (JIM-Studie 2024). Umso wichtiger, dass sie von Anfang an einen kritischen Umgang mit den neuen Möglichkeiten erlernen und sich möglicher Risiken bewusst sind.

Medienkompetenz als Voraussetzung für digitale Teilhabe

Digitalisierung wirkt heute in fast alle Lebensbereiche hinein. Je mehr Vernetzung, Aktivitäten und Austausch im digitalen Raum stattfinden, desto wichtiger ist es, dass alle Menschen an der digitalen Welt teilhaben können. Ein barrierefreier Zugang, die Verfügbarkeit von notwendigen Hilfsmitteln oder bedarfsorientierte Unterstützungsangebote sind dafür unerlässlich.

Digitale Teilhabe und inklusive Bildung

Was ist digital-inklusive Bildung? Warum ist sie so wichtig? Und wie kann digital-inklusive Bildung funktionieren? Auf unserer Plattform inklusion.de finden Sie ein umfangreiches Themen-Spezial, inklusive Impulse und Methoden aus der Praxis.

Förderung Medienkompetenz durch die Aktion Mensch

Die Aktion Mensch setzt sich aktiv dafür ein, dass Kinder und Jugendliche medienkompetent aufwachsen – mit einem besonderen Fokus auf Inklusion, Teilhabe und chancengerechten Zugang. Medienkompetenz ist dabei ein zentraler Hebel, um Barrieren abzubauen und Selbstbestimmung zu fördern. Die Ausgestaltung von Projekten für mehr Medienkompetenz und digitale Teilhabe ist sehr facettenreich und kreativ möglich.

Projektbeispiele für Medienkompetenz und digitale Teilhabe

  • Medienbildung und Orientierung: In Workshops, Mediacafés und mehr erlernen Jugendliche im Projekt „M@Media – Mannheim macht Medien“ einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien.
  • Stark und kommunikationsfähig: Das Projekt „Starke Kinder in der digitalisierten Welt" fördert die Selbstwahrnehmung und Resilienz von Kindern.
  • Virtual Reality für mehr Vielfalt: Jugendliche machen im Projekt „Vielfalt feiern! Gemeinsam gegen Diskriminierung“ durch den Einsatz von VR-Brillen Ausgrenzungserfahrungen und mögliche Lösungswege erlebbar.
  • Digitale Teilhabe durch Künstliche Intelligenz: Im Fokus des Projekts "KI für Barrierefreiheit nutzen“ steht die Entwicklung eines neuen KI-Tools, das Film-Soundtracks in Leichte Sprache übersetzen kann.
  • Digitale Beratungsangebote für junge Menschen mit Multipler Sklerose: Der DMSG-Landesverband Rheinland-Pfalz unterstützt Betroffene mit dem Ausbau von Videoberatung, Online-Konferenzen und einer stärkeren Social Media-Präsenz und stärkt das digitale Gemeinschaftsgefühl.
  • Barrierefreie Hörbuch-Apps: Der Medibus e.V. entwickelt einfache Apps, die Menschen mit motorischen, kognitiven oder anderen Behinderungen die Abspielmöglichkeiten für Hörbücher erleichtern.
  • Mehr Beteiligung für hörbehinderte Menschen: Das Projekt „DigitalOn deaf. BW“ bietet hörbehinderten und taubblinden Menschen technische Unterstützung bei der digitalen Teilhabe.
  • Beratungsbüro „Teilhabe für alle“: Klient*innen ambulanter Dienste erhalten im Rahmen von Workshops und Schulungen die Möglichkeit, ihre Medienkompetenz zu stärken. 

Neue Förderaktion "Zeichen setzen!"

Mit einer neuen Förderaktion setzt die Aktion Mensch ein Zeichen gegen (Cyber-) Mobbing und Ausgrenzung. Ziel ist es, junge Menschen in ihrer sozialen und demokratischen Handlungskompetenz zu stärken. 

Weiterführende Informationen zum Thema Medienkompetenz